Das Horn ruft !
Einige Bemerkungen zu diesem Titel:
Bei einem Kongress in den 90ziger Jahren d.1-J. für alte Musik in der Schola Cantorum Basiliensis hörte ich mit großem Interesse den Vortrag von Don Leroy Smithers (*1933 in New York City), einem US-amerikanischen Musikhistoriker und Interpret auf Naturtrompete und Zink. Es ging um die Herkunft oder besser um die Mythologie unserer Blechblasinstrumente.
Don Smithers führte aus, daß der Ursprung aller konischen Blechblasinstrumente (Bügelhörner) natürlich in dem namengebenden Tierhorn, im Elefantenzahn (Olifant), aber grundsätzlich im Muschelhorn zu finden sei (Muschel gilt als weibliches Symbol). Alle zylindrischen Blechblasinstrumente (Trompeten und Posaunen) stammen von der Knochentrompete (männliches Symbol) ab. Alle konischen Instrumente haben einen warmen, weichen Klang, der nicht zum Schmettern neigt und dem mütterlichen, weiblichen und beschützenden Charakter zuzuordnen sei. Der zum Schmettern neigende Klang der zylindrischen Blechblasinstrumente kündet von Licht, Herrlichkeit, Befehl, kurzum von allem Männlichen. Und das Horn?
Halb konisch und halb zylindrisch hat das Waldhorn eben beide Charaktere in sich vereint, wenn diese auch nicht so vordergründig und mächtig sind, sondern in eher subtiler Form zum Ausdruck kommen. Es kann traumhaft weich und lyrisch klingen, kann aber auch edel passt dieses androgyne Instrument nicht so gut zu den beiden männlichen und weiblichen - oben beschriebenen - Blechblasinstrumentencharakteren. Es ist zu fein und zu geheimnisvoll. Das wird zusätzlich durch die Tatsache verstärkt, daß der Homschalltrichter sich nach hinten richtet ( wir hören eigentlich nur das Echo). Überdies hat der Hornist die rechte Hand im Schallbecher, um einerseits beim Naturhorn nicht vorhandene Töne zu generieren, aber andererseits auch Tonfarbe und Intonation zu modellieren. Das Waldhorn hat, wie gesagt, männliche und weibliche Merkmale vereinigende Eigenschaften. Es umgibt sich nicht mit mütterlicher Dominanz oder mit befehlenden Anordnungen, sondern es ,, ... ruft, lockt, verzaubert und verführt ... " Und diesem geheimnisvollen Rufen" bin ich in meiner mittlerweile 65jährigen Hornpassion erlegen!
Dieses Kompendium richtet sich an Menschen, die auch diesem Zauber verfallen sind und die Geheimnisse des Homspielens entdecken möchten und denen vielleicht meine Erfahrungen, und seien sie noch so subjektiv, hilfreich sein können.
Einige Bemerkungen zu den verschiedenen Übungen: Alle Übungen richten sich nach den natürlichen Gegebenheiten unserer Musik: Nach Möglichkeit benütze ich nur 4, 8 oder 16 taktige Phrasen (4 Takte sind normalerweise ein Atemzug). Auch die Gesetze der Harmonik werden berücksichtigt. Beispielsweise beginnen viele der Übungen im ersten Teil mit der Tonika (C-dur), streben dann zum Gegenpol der Dominante (G-dur); der zweite Teil beginnt mit der Dominante und strebt zurück zur Tonika. Auch wird deutlich, dass ich mich sehr stark auf die Obertonreihe fokussiere, obwohl einige Töne scheinbar fremd klingen, aber doch eigentlich die natürliche Intonation darstellen. Man kann alle Übungen mit einer Griffposition spielen. übrigens Übrigens versteht und lernt man so ganz nebenbei dadurch sehr leicht das Transponieren, was von vielen als schwierig empfunden wird. Letzteres ist für mich sehr wichtig. Jede Übung muss auch in andere Tonarten (Griffpositionen) transponiert werden können. Ich mag nicht die Seiten mit Wiederholungen in andere Tonarten füllen müssen.
Hornblasen findet im Kopf statt! Also bitte alles auswendig lernen und üben. Bemüht Euch darum! Ihr werdet schon merken, wie nützlich das ist! Wenn jemand mit einigen Ansichten nicht einverstanden ist, etwas hinzufügen möchte oder aber Fragen hat, so bin ich dankbar für Kritik, Vorschläge oder Verbesserungen.